Vor fünf Jahren: „KSM“ das erste Mal in den Medien

Vor fünf Jahren: „KSM“ das erste Mal in den Medien

Das Göttinger Tageblatt titelte am 7. März 2018 Klein Schneer wollen Förderprojekt“. Das war der Anfang einer kleinen E-Mobilitäts-Erfolgsgeschichte. Mittlerweile gibt es 25 Medienberichte, die sich mit der Arbeit des Klein Schneen Mobil e.V. beschäftigen. Und das sind nur die, von denen wir wissen. Zuletzt haben wir es sogar in den NDR Hörfunk und auf Youtube geschafft. Doch warum gibt es unseren Verein und was macht ihn eigentlich aus?

Wie alles begann

Am 28. November 2017 gab es in Klein Schneen eine Auftaktveranstaltung zum LEADER-Projekt „Unser Dorf fährt elektrisch“, einem Maßnahmenprogramm der Europäischen Union. Diese weckte Interesse im Ort, sodass eine Teilnahme an diesem Projekt beschlossen und die Arbeitsgruppe „Klein Schneen Mobil“ ins Leben gerufen wurde. Diese präsentierte 25 interessierten Ortsbewohner:innen am 6. März 2018 erste Ideen zum geplanten Carsharing-Konzept und hoffte auf weitere Mitstreiter:innen.

Neben der E-Mobilität wurden Themen wie Schaffung von lokalen Mitfahrgelegenheiten über Soziale Medien und der Errichtung von stationären Mitfahrpunkten an Klein Schneens Ortseingängen und -ausgängen thematisiert.

Ich will dieses Auto!

Albrecht Baetge, AG „Klein Schneen Mobil” bei der Präsentation des Projektes am 6. März 2018

Skepsis aber auch viel Zuspruch

Die Skepsis, dass ein solches Projekt in einem kleinen Ort auf dem Land funktioniert, war nicht zu überhören. Auch ein Auto mit anderen zu teilen, war für viele erst einmal ein ungewohnter Gedanke. Dennoch wuchs die Gruppe der E-Mobilist:innen in den folgenden Monaten auf 10 Personen an.

Der Sommer 2018 war ein sehr intensiver für die Arbeitsgruppe. Im Juni präsentierte man ein vom Autohaus Rolf bereitgestelltes E-Auto während des Kirmesumzuges, um den Fortschritt des Projektes zu zeigen. Es wurden an mehreren Stellen im Ort Mitfahrdaumen angebracht. Diese ermöglichen den Bürger:innen, spontane Mitfahrgelegenheiten in die nahegelegenen und infrastrukturell besser aufgestellten Orte Friedland und Groß Schneen zu ergreifen.

Und natürlich musste die Präsentation für den Wettbewerb erstellt werden. Schließlich gab es den festen Willen in der Arbeitsgruppe, diesen zu gewinnen. Das war jedoch kein leichtes Unterfangen, es mussten viele Daten zusammengetragen werden. Das Konzept musste nachhaltig und finanziell tragfähig sein, auch wenn man nicht abschätzen konnte, wie viele Menschen später dabei sein würden. Es waren viele Ungewissheiten, aber grundsätzlich herrschte Optimismus, dass es geschafft werden könnte.

And the winner is?

Der Prämierungsveranstaltung im Rodetal am 7. November 2018 wurde mit Hoffen und Bangen entgegengefiebert, fast ein Jahr Arbeit sollte nun seine Früchte tragen. Und das tat es auch! Die angereisten Klein Schneener:innen waren nach der Verkündung vollkommen aus dem Häuschen. Ihr Betriebskonzept erreichte den ersten Platz und verwies die anderen Orte aus der Region Göttingerland auf die Plätze. Bis zum letzten Moment war das Geheimnis um den Sieger streng gehütet worden.

Als Siegerprämie gab es eine Ladesäule, die den Wert von maximal 12.000 Euro inkl. Installation nicht übersteigen durfte, sowie einen Zuschuss zu einem E-Auto von maximal 7.500 Euro. Die ganze Arbeit hatte sich also gelohnt.

Jetzt ging die Arbeit erst richtig los…

Den Wettbewerb zu gewinnen war die eine Sache, dass Konzept „auf die Straße zu bringen“ eine andere. Am 25. Januar 2019 fand die Gründungsveranstaltung des Klein Schneen Mobil e.V. statt. Die 16 anwesenden Gründungmitglieder wählten Albrecht Baetge zum Vorsitzenden, Alexander Jühne zum Geschäftsführer, Siegfried Marburger (†) zum Schriftführer, sowie Rolf Gruschinski, Reinhard Kreter und Uwe Schwabe zu Beisitzern.

Es folgten unter anderem die Eintragung ins Vereinsregister, die Ausarbeitung der Preisliste, Nutzungsordnung sowie weitere Dokumente, die Zusage der Gemeinde Friedland über eine finanzielle Unterstützung des Vereins, die Übergabe von Büschen an die Vereinsmitglieder und endlich die Unterzeichnung des Leasingvertrages über unsere elektrische Renault Zoe. Diese wurde am 30. Juni 2019 den Vereinsmitgliedern sowie weiteren Interessierten an der Vereinsgarage auf dem Hof Möhlmann beim „Tag der offenen Autotür“ vorgestellt.

… und es ging bewegt weiter!

In den nachfolgenden Monaten passierte nicht weniger. Der ehrenamtliche Fahrdienst – der Menschen, die nicht mehr selbst zum Einkaufen oder zum Arzt fahren können oder möchten – nahm seinen Betrieb auf.

Im Sommer wurde die Zoe mit den Werbeaufklebern der Sponsoren und dem Vereinslogo auf der Motorhaube verziert. Unternehmen aus der Gemeinde Friedland unterstützen die E-Mobilität und wir sagten danke!

Die Suche nach einer Buchungsplattform, die den Bedürfnissen des Vereins gerecht wurde, war endlich erfolgreich. Selbstfahrer:innen konnten ab Herbst 2019 Ihre Fahrten einfach online buchen und waren nicht mehr auf die Erreichbarkeit des Vereinshandys angewiesen. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte nur telefonisch gebucht werden.

Ganz nebenbei hat der Verein im Rahmen des 125. Bestehens der Volksbank bzw. VR-Bank in Südniedersachsen, dank der vielen Likes auf Facebook, den 2. Platz beim VR-Jubi Contest 2019 belegt und einen Scheck über 375 Euro entgegengenommen.

Am 12. Dezember 2019 konnte, nach einigem hin und her, endlich die vereinseigene Wallbox in Betrieb genommen werden. Somit war schnelleres Laden des E-Autos möglich.

Die Internetseite des Vereins ist dem Dasein eines Teils der Internetpräsenz des Ortes entwachsen. Sie bietet damals wie heute ein modernes Design und alle relevante Informationen und Mitglieder und Interessierte.

Corona konnte uns nicht stoppen

Das Corona-Virus machte natürlich auch vor unserem Verein nicht halt, sodass das stetige Treiben 2020 etwas gedämpft wurde. Jedoch kam das Carsharing nicht gänzlich zum Erliegen. Wir überlegten, wie wir die Hygienemaßnahmen sinnvoll umsetzen konnten, unter anderem wurde auch eine Trennwand in der Zoe eingebaut, um die Fahrdienstleistenden und die Fahrgäste vor einer Infektion zu schützen.

Damit Menschen weniger in die Öffentlichkeit mussten, hat Klein Schneen Mobil die Initiative der Dorfmoderation Klein Schneen und des Edeka-Markt Wüstefeld in Friedland unterstützt. Der Fahrdienst übernahm kostenfrei die Auslieferung der Einkäufe mit dem E-Mobil, damit Mitmenschen in Klein Schneen, die aufgrund der Corona-Pandemie Probleme hatten, sich zu versorgen, einfach und unbürokratisch mit den Dingen des Alltags beliefert werden konnten.

Der Ausbau des sozialen Engagements des Vereins mündete auch in Fahrten zu Impfzentren in Göttingen. Diese konnten auch von Nichtmitgliedern in Anspruch genommen werden, sofern sie aus der Gemeinde Friedland kamen.

Beiträge für die Umwelt

E-Mobilität ist natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss, das wissen wir auch. Deshalb versuchen wir unser Handeln so gut wie möglich zu kompensieren, um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Neben der bereits erwähnten Schenkung von Büschen an die Gründungsmitglieder, fährt unser E-Mobil mit 100% Ökostrom.

Außerdem haben wir dank der Unterstützung des ortsansässigen Sportvereins 30 Obstbäume in der Gemarkung Klein Schneen gepflanzt. Die Finanzierung der Bäume war aus Mitteln der Bingo-Umweltstiftung im Streuobstwiesenprogramm möglich geworden.

Status quo?

Der Klein Schneen Mobil e.V. zählt aktuell 74 Mitglieder, die sich auf 42 Mitgliedschaften verteilen. Es wurden mittlerweile über 600(!) ehrenamtliche Fahrdienste geleistet.

Und, wir haben mal nachgezählt, mehr als zehn Erst- und Zweitwagen wurden seit unserer Gründung ersetzt. Auch einige Verbrenner bleiben mittlerweile des Öfteren in den Garagen stehen.

Unsere erste geleaste Zoe wurde im Januar vom neuen Modell abgelöst und die dritte Jahreshauptversammlung steht vor der Tür.

Bald schaffen wir es dann sicherlich auch noch ins Fernsehen 😉. Kurz um, wir haben noch einiges vor, aber auch schon eine Menge erreicht… Stay Tuned!

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KSM administrator

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